Hannoversche Allgemeine Zeitung
Montag, den 11. Februar 2002
Verfasser: Martin Wolf
Who is Who ?
"Quadrophenia" bei Faust in Hannover
Im Grunde klingt alles viel zu positiv. Wer mal wieder die alten Who-Platten auflegt, muss sich eigentlich wundern, dass diese schwungvolle Musik einmal zum Lebensgefühl einer hoffnungslosen Generation englischer Jugendlicher gehörte. Damals waren The Who die Leib-und-Magen-Band der Mods, jener Parka tragenden, Roller fahrenden Modefreaks, die sich mit Rockern blutige Schlachten in englischen Seebädern lieferten. Mit der Platte "Quadrophenia", der ein gleichnamiger Film folgte, haben die Ahnherren des Britpops den Ereignissen ein verklärendes Denkmal gesetzt.
Die Braunschweiger Formation "Friends Of British Opera" (FOBO) hat den musikalischen Stoff jetzt wieder aufgegriffen und auf dem hannoverschen Faust-Gelände mit viel Energie und Spielfreude präsentiert.
Gestützt auf einen druckvollen und kompakten Bandsound lieferten die acht Akteure eine selbstbewußte Hommage an das Erbe von Townshend, Daltrey und Co., wobei das ganze weniger an die frühe Zeit anarchischer Materialschlachten angelehnt war als vielmehr an das künstlerisch ambitionierte Spätwerk von Pete Townshend – mit akkustische und elektrischen Gitarren, einer massiven, grummelnden Schlagzeug- und Bassgrundierung und üppig-barocken Keyboardsounds. Dass FOBO dabei auch den heimlichen Traum von Pete Townshend, die Versöhnung von Rock und Oper, verwirklichte, lag vor allem an den beiden Sängern Oliver Pietsch und Helge Binnewies. Eindrucksvoll verwandelten die beiden mit ihren hohen Stimmen die Who-Songs in wahre Arien.
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